Was du verstehen solltest, bevor du beginnst …

Um die folgenden Tipps im ganzheitlichen Kontext zu verstehen, möchte ich dir kurz das Konzept des Verdauungsfeuers, Agni, näherbringen. Im Ayurveda spielt Agni eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit. Es ist nicht nur für die Verdauung verantwortlich, sondern auch für die Entgiftung, Zellerneuerung und unsere Vitalität. Ein starkes Agni bedeutet, dass der Körper effizient Nährstoffe aufnimmt, Giftstoffe (Ama) ausscheidet und die Zellen regeneriert. Wenn Agni jedoch schwach ist, sammeln sich Giftstoffe an, was zu Verdauungsproblemen, Müdigkeit und anderen Beschwerden führen kann.

Unregelmäßige und unpassende Ernährung, die nicht zu deinem Konstitutionstyp oder der Tageszeit passt, sowie Schlafmangel und unregelmäßige Schlafrhythmen schwächen das Agni. Ein gestörtes Agni verlangsamt die Verdauung und beeinträchtigt Entgiftungs- und Zellerneuerungsprozesse. Dies führt zur Ansammlung von Ama und kann langfristig Verdauungsprobleme, Müdigkeit und ein schwächeres Immunsystem verursachen.

Deshalb sind langes Aufbleiben und Schichtarbeit aus ayurvedischer Sicht nicht förderlich für das Agni und unsere Gesundheit. Wenn sich daran jedoch nichts ändern lässt, ist es wichtig, sich nicht darüber aufzuregen, sondern die Energie darauf zu richten, wie wir unseren Körper bestmöglich unterstützen können. Statt uns gegen die Umstände zu wehren, sollten wir uns auf Maßnahmen konzentrieren, die helfen, das Agni zu stärken und die Anstrengung gut zu bewältigen. Mit der richtigen Pflege und Anpassung unserer Gewohnheiten können wir den negativen Auswirkungen entgegenwirken und das Gleichgewicht wahren.

Die Dosha-Uhr und das Agni

m Ayurveda folgt unser Körper einem natürlichen Dosha-Rhythmus, der über den Tag hinweg verschiedene Phasen durchläuft. Diese Phasen beeinflussen die Stärke unseres Agnis. Zwischen 10 Uhr und 14 Uhr ist das Pitta-Dosha am aktivsten, was bedeutet, dass unser Verdauungsfeuer zu dieser Zeit am stärksten ist. Deshalb ist es optimal, mittags die größte Mahlzeit des Tages zu essen, da unser Körper in dieser Phase in der Lage ist, schwere Nahrung am besten zu verdauen und Nährstoffe aufzunehmen.

Am Abend hingegen, besonders nach 18 Uhr, ist das Kapha-Dosha dominant. Dies führt zu einer natürlichen Abnahme der Verdauungskraft, weshalb es am besten ist, abends nur noch leicht verdauliche Speisen zu sich zu nehmen, die hauptsächlich den Energieverbrauch auffüllen, anstatt das Verdauungssystem zu überlasten. Schwere, fettige und üppige Mahlzeiten überfordern das Agni, das nachts schwächer ist.

Jedoch nimmt das Agni ab 22 Uhr wieder leicht zu, da der Körper sich auf die nächtliche Regeneration vorbereitet. Wenn du nachts lange wach bist oder arbeiten musst, braucht der Körper weiterhin Energie. Daher ist es auch aus ayurvedischer Sicht in Ordnung, nach 21 Uhr einen leichten Snack oder eine kleine Mahlzeit zu sich zu nehmen, um den Energiebedarf zu decken. Wichtig ist, dass diese Speisen leicht verdaulich sind, wie eine Gemüsesuppe oder gedünstetes Gemüse, um das Agni nicht zu überfordern.

WarumPizza keine gute Wahl für spätes Essen

Eine Mahlzeit wie Pizza mit Salami und Oliven, die schwer, fettig und verarbeitet ist, stellt eine große Herausforderung für das Verdauungssystem dar, besonders wenn sie spät gegessen wird. Die Kombination aus fettiger Salami, schwerem Käse und Oliven schwächt das Agni weiter und führt zu Verdauungsproblemen wie Blähungen und Völlegefühl. Da unser Körper nachts eher auf Regeneration und Entgiftung ausgelegt ist, statt auf schwere Verdauungsarbeit, führt ein solches spätes Essen dazu, dass unverdaute Nahrung im Körper bleibt und Ama (Giftstoffe) bildet. Dies kann langfristig zu Müdigkeit, Gewichtszunahme und anderen gesundheitlichen Problemen führen.

Was tun, wenn du lange aufbleiben musst/willst?

Also, behalte dir daher Folgendes, denn damit tust deinem Körper schon sehr viel Gutes:

Trinke warmes Wasser: Wenn du lange auf bist, neigt dein Körper dazu, dehydriert zu werden. Warmes, stilles Wasser unterstützt die Verdauung und hält deinen Körper hydriert, ohne das Agni zu schwächen.

Trinke Detox-Tee, wie z. B. Fenchel-Anis-Kümmel, den du aus frischen Samen zubereitest udn 20 Min köcheln lässt, um deinen Körper zu unterstützen.

Ein leichter Snack nach 21 Uhr: Falls du bis spät in die Nacht wach bleibst und einen Snack brauchst, wähle etwas Leichtes, das dein Verdauungssystem nicht belastet. Beispiele für späte Snacks im Einklang mit Ayurveda sind:

  • Eine leichte Gemüsesuppe (z. B. aus Zucchini, Karotten oder Kürbis).
  • Gekochtes Gemüse wie gedünstete Karotten oder Zucchini mit etwas Ghee.
  • Gekochtes Pseudo-Getreide wie Quinoa mit leichtem Gemüse
  • Ein Apfelkompott ohne Zucker, leicht gewürzt mit Zimt.

Mehr dazu kannst du in einem meiner letzten Beiträge Wie du leicht zu Abend isst und über Nacht entgiftest nachlesen.

Vermeide schweres Essen nach Mitternacht: Schweres Essen zur späten Nachtzeit belastet das Verdauungssystem, was den Schlaf und die Regeneration stören kann. Plane deine letzte Mahlzeit am besten vor Mitternacht.

    Kräuter, die deinen Körper unterstützen können

    Triphala: Eine der bekanntesten ayurvedischen Kräutermischungen, bestehend aus drei Früchten (Amalaki, Bibhitaki und Haritaki). Triphala fördert die Verdauung, hilft bei der sanften Entgiftung und unterstützt die Zellerneuerung. Es kann besonders hilfreich sein, wenn du spät isst, da es die Verdauung anregt und die Ausscheidung von Giftstoffen unterstützt.

    Ashwagandha: Dieses Adaptogen ist besonders nützlich für Menschen, die lange wach bleiben müssen. Ashwagandha hilft, Stress abzubauen und das Nervensystem zu stärken. Es fördert einen erholsamen Schlaf, selbst wenn dieser aus dem natürlichen Rhythmus geraten ist, und unterstützt die Regeneration des Körpers.

    Brahmi: Brahmi ist ein beruhigendes Kraut, das die geistige Klarheit unterstützt und den Geist beruhigt, insbesondere bei Schlafmangel oder unregelmäßigen Schlafrhythmen. Es kann dabei helfen, die Auswirkungen von Schlafentzug zu mildern und die Konzentration zu verbessern.

    Guduchi (Amrit): Guduchi ist ein ayurvedisches Kraut, das das Immunsystem stärkt und hilft, die natürlichen Entgiftungsprozesse des Körpers zu unterstützen. Es wird oft empfohlen, um die allgemeine Vitalität zu fördern und Müdigkeit zu bekämpfen, was bei Nachtschichten besonders wertvoll ist.

    Shatavari: Dieses adaptogene Kraut unterstützt die Regeneration und nährt den Körper. Es ist besonders gut für Menschen, die nachts arbeiten, da es hilft, das Hormonsystem zu regulieren und den Körper zu nähren, wenn der natürliche Zyklus gestört ist.

    Hinweis: In der Regel sollten Kräuter und Nahrungsergänzungsmittel immer in Absprache mit einem Ayurveda-Practitioner oder Consultant und passend zu deinem Dosha ausgewählt werden sollten. Jeder Mensch hat eine individuelle Konstitution, und die falsche Auswahl oder Dosierung kann das Gleichgewicht der Doshas beeinträchtigen.

    Zudem sollten Heilpflanzen im Ayurveda immer als Kur und nie dauerhaft eingenommen werden. Eine gezielte Einnahme über einen bestimmten Zeitraum hilft, das gewünschte Gleichgewicht zu erreichen, ohne den Körper unnötig zu belasten.

    Schlafrhythmus und Ayurveda

     

    Auch wenn du lange aufbleiben musst, ist es wichtig, auf den richtigen Schlafrhythmus zu achten. Aus ayurvedischer Sicht ist der optimale Zeitpunkt, um schlafen zu gehen, gegen 22 Uhr (nach Winterzeit) und vor 6 Uhr morgens aufzustehen. Dies entspricht dem natürlichen Rhythmus von Kapha und Vata.

    Wenn du später ins Bett gehst und dazu schwer gegessen hast, kann es sein, dass dein Körper am Morgen länger braucht, um in Gang zu kommen. Gib deinem Körper die Zeit, die er braucht, und bleib im Bett, bis du das Gefühl hast, dass dein Verdauungssystem bereit ist, sich zu entleeren. Dies hilft, den Tag auf eine gesunde Weise zu beginnen, ohne den Körper zu überfordern.

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