Eine praktische Anleitung für die ayurvedische Familienküche
In vielen Familien gibt es Mitglieder mit unterschiedlichen Dosha-Typen. Da kommt oft die Frage auf: „Wie koche ich für alle, ohne für jeden ein eigenes Gericht zu machen?“ Keine Sorge, das ist viel einfacher, als es auf den ersten Blick wirkt. Du musst nicht für jedes Familienmitglied separat kochen. In den meisten Fällen hat sowieso mindestens einer den gleichen Dosha-Typ, weil die Grundkonstitution (Prakriti) oft über die DNA vererbt wird. Das macht es etwas leichter.
Das Geheimnis: Achte darauf, die sechs Geschmacksrichtungen – süß, sauer, salzig, bitter, scharf und zusammenziehend – in deine Mahlzeiten einzubauen. So bekommt jeder die Nährstoffe und die Geschmäcker, die er braucht.
Außerdem kannst du Gewürze wie Ingwer oder Chili, oder auch etwas Öl, getrennt hinstellen, damit jeder sich sein Essen individuell anpassen kann. Bei Milchprodukten solltest du speziell für Kapha-Typen vorsichtig sein – die lässt du besser weg, weil sie Kapha aus dem Gleichgewicht bringen können.
Familien-Kurzanleitung für jeden Doshatyp
Vata: Wärme und Erdung durch Wurzelgemüse
Für jemanden mit Vata in der Familie sind warme, gekochte Speisen super wichtig. Stell also sicher, dass bei jeder Mahlzeit Wurzelgemüse und Getreide dabei sind. Diese geben dem Körper die nötige Erdung. Auch wärmende Gewürze wie Ingwer und Pfeffer kannst du anbieten, damit das Vata-Mitglied sein Essen nach Bedarf anpassen kann. Rohe Lebensmittel sind für Vata eher nicht so gut, deshalb am besten vermeiden oder zumindest getrennt servieren, damit sie das Gleichgewicht nicht durcheinanderbringen.
Pitta: Kühle, aber nahrhafte Gerichte
Pitta-Typen sollten es mit erhitzenden Gewürzen wie Chili nicht übertreiben. Es ist daher praktisch, diese Gewürze separat anzubieten, damit jeder nach seinem Geschmack entscheiden kann. Auch mit Knoblauch solltest du sparsam umgehen, und Nachtschattengewächse wie Tomaten nicht zu oft verwenden. Diese kleinen Anpassungen sorgen dafür, dass das Pitta schön im Gleichgewicht bleibt.
Kapha: Leicht und ohne überschüssiges Fett
Kapha-Menschen neigen dazu, schwerer zu verdauen. Deshalb ist es besser, das Essen leicht und mit wenig Öl zu halten. Milchprodukte sind für Kapha nicht so ideal, also lieber weglassen oder sie den anderen Familienmitgliedern als Option anbieten. Scharfe Gewürze wie Chili und Ingwer sind hier genau richtig, um das Kapha auszugleichen – also stell sie einfach auf den Tisch, damit jeder sich bedienen kann.
Gewürze für alle Doshas
Gewürze spielen eine wichtige Rolle in der ayurvedischen Küche – sie helfen nicht nur, den Geschmack zu verbessern, sondern unterstützen auch die Verdauung und das Gleichgewicht der Doshas. Es gibt eine Vielzahl von Gewürzen, die für alle drei Doshas geeignet sind. Dazu gehören Ingwer, Kurkuma, Asafoetida, Koriander und Kreuzkümmel.
Diese Gewürze wirken verdauungsfördernd und können das Essen bekömmlicher machen, ohne eines der Doshas zu stören. Würze deine Gerichte also mild und stelle zusätzlich Gewürze zur Verfügung, damit jedes Familienmitglied seine Mahlzeit individuell nachwürzen kann. So wird jeder das bekommen, was er braucht, und du sorgst gleichzeitig für Balance und Wohlbefinden.
Weitere Gewürze, die für alle drei Doshas geeignet sind und in keiner Ayurveda Familienküche fehlen sollten:
- Fenchelsamen: Gut für die Verdauung, hilft dabei, das Essen leichter verdaulich zu machen, ohne eines der Doshas zu belasten.
- Kardamom: Besonders hilfreich bei der Verdauung und fördert das Gleichgewicht der Doshas, vor allem wenn es um den Abbau von Fetten und Zucker geht.
- Zimt: Fördert die Verdauung und wärmt den Körper, ohne eines der Doshas zu sehr zu beeinflussen.
- Koriandersamen: Sehr beruhigend für alle Doshas und hilft besonders bei der Regulierung der Verdauung.
- Safran: Wird oft verwendet, um das Nervensystem zu beruhigen und die Verdauung zu unterstützen, ohne die Doshas aus der Balance zu bringen.
Die sechs Geschmacksrichtungen für Balance
Eine ausgewogene Mahlzeit in der ayurvedischen Küche umfasst die sechs Geschmacksrichtungen: süß, sauer, salzig, bitter, scharf und zusammenziehend. Wenn du diese Geschmacksrichtungen in deine Mahlzeiten integrierst, stellst du sicher, dass jede Dosha die nötige Balance erhält. Das ist wichtig, weil alle sechs Geschmacksrichtungen zusammen die Verdauung fördern und dafür sorgen, dass das Essen leichter verdaulich ist. Außerdem tragen sie dazu bei, dass du dich nach dem Essen zufrieden und ausgeglichen fühlst.
Ich werde in Kürze einen separeten Beitrag dazu veröffentlichen, hier hast du schon mal drei Beispiele und kannst sehen, dass du keinen Zucker auf den Tisch stellen muss, um den süßen Geschmack zu integrieren. Selbst Wasser (ohne Kohlensäure) gilt als süß!
- Süß: Reis, Karotten, Süßkartoffeln
- Sauer: Zitronensaft, Joghurt, Essig
- Salzig: Meersalz, Sojasauce, Misopaste
- Bitter: Spinat, Grünkohl, Kurkuma
- Scharf: Ingwer, Pfeffer, Chili
- Zusammenziehend (herb): Linsen, Granatapfel, Kichererbsen
Ein wichtiger Tipp: Wenn du Linsen servierst, kombiniere sie immer mit Reis oder Fladenbrot, um die Mahlzeit auszugleichen und bekömmlicher zu machen. Die Kombination von Linsen mit Getreide sorgt dafür, dass alle essentiellen Aminosäuren abgedeckt sind und die Verdauung leichter wird. Hier findest du ein einfachen Grundrezept für Linsengerichte mit nützlichen Informationen zur besseren Verdaulichkeit.
Familienrezepte für alle Doshas
Es gibt viele einfache Rezepte, die für alle drei Doshas passen und kaum angepasst werden müssen. Gerichte wie gekochtes bzw. gegartes Gemüse, Quinoa, Reis, Bohnen oder Linsen sind eine gute Basis. Diese lassen sich leicht den Bedürfnissen der einzelnen Doshas anpassen und können je nach Saison variiert werden.
Ein tolles Rezeptbuch, das ich in meinen Beratungen immer wieder empfehle, enthält einfache yogische Mahlzeiten, die sich wunderbar für alle Doshas eignen und schnell zubereitet sind.
Ein einfaches Tri-Dosha-Rezept, das besonders bei Kindern beliebt ist, ist Gemüse-Quinoa mit Kokossoße. Es ist mild und leicht anpassbar für jedes Dosha.
Zutaten:
- 1 Tasse Quinoa
- 1 Tasse Kichererbsen (gekocht oder aus der Dose, gut abgespült)
- 2 Tassen Gemüse deiner Wahl (z. B. Karotten, Zucchini, Erbsen)
- 1 Tasse Kokosmilch
- 1 TL Kurkuma
- 1 TL Kreuzkümmel
- Salz nach Geschmack
Zubereitung:
- Koche die Quinoa nach Packungsanleitung.
- Dünste das Gemüse leicht an, bis es weich, aber noch bissfest ist.
- In einem separaten Topf die Kokosmilch mit Kurkuma, Kreuzkümmel und Salz erwärmen.
- Mische die Kichererbsen mit dem Gemüse und der Quinoa und gieße die Kokossoße darüber.
Optionale Anpassungen für die einzelnen Familienmitglieder:
- Für Vata: Füge wärmende Gewürze wie etwas mehr Pfeffer oder Ingwer hinzu.
- Für Pitta: Vermeide scharfe Gewürze und serviere das Gericht kühlend mit frischem Koriander oder einem Schuss Zitronensaft.
- Für Kapha: Füge Chili oder Ingwerpulver hinzu, um das Gericht schärfer und leichter verdaulich zu machen.
Im Blog werde ich nach und nach mehr Rezepte für einzelne Doshas sowie Tri-Dosha-Rezepte teilen, die perfekt für die ganze Familie geeignet sind. Schau also gerne regelmäßig vorbei! Wenn du persönliche Tipps brauchst, komm gerne zu einer Beratung, da kann ich auf dich ganz persönlich eingehen.
Fazit: Die richtige Balance finden
Das Leben nach ayurvedischen Prinzipien bedeutet, eine intuitive Verbindung zu sich selbst und zur Natur herzustellen. Wenn wir auf unsere innere Stimme hören und uns nach unserem Dosha-Typ ernähren, schaffen wir eine Ernährung, die nicht nur unserem Körper, sondern auch unserem Geist guttut. Diese Art der Ernährung bringt uns in Einklang mit unserer natürlichen Konstitution und unterstützt uns dabei, ein gesundes und erfülltes Leben zu führen.
Letztlich geht es darum, eine persönliche Beziehung zu den Lebensmitteln und Ölen aufzubauen und eine Auswahl zu treffen, die den individuellen Bedürfnissen und dem Lebensstil entspricht. Eine ayurvedische Ernährung sollte uns auf allen Ebenen nähren – körperlich, emotional und spirituell.
Fette sind ein wichtiger Bestandteil dieser Balance, und ihre Auswahl sollte bewusst getroffen werden. Investiere in hochwertige, kaltgepresste Bio-Öle und verwende sie in kleinen Mengen, um die Gesundheit zu fördern und das Altern zu verlangsamen. Denke daran, dass das Ziel darin besteht, im Einklang mit deiner eigenen Natur und den ayurvedischen Prinzipien zu leben.
Fazit: Alles ganz entspannt
Das Wichtigste beim Kochen (nicht nur) für eine Familie mit verschiedenen Doshas ist, frische, saisonale und möglichst organische Zutaten zu verwenden. Du musst nicht für jedes Familienmitglied ein eigenes Gericht machen – eine leichte Anpassung reicht völlig aus. Vermeide zu viel Rohkost, besonders für Vata, reduziere scharfe Gewürze für Pitta und halte bei Kapha schwere Milchprodukte und Öle in Maßen. Mit Grundzutaten wie geröstetem Gemüse, Hülsenfrüchten und milden Gewürzen kannst du sicherstellen, dass jeder in der Familie zufrieden und gut versorgt ist.
Dabei gilt: Du musst nicht zu streng sein. Eine gute Faustregel ist die 70/30-Regel – 70 % der Ernährung sollten dem jeweiligen Dosha-Typ entsprechen, aber die restlichen 30 % können auch intuitiver gewählt werden. Gerade Kinder durchlaufen oft Phasen, in denen sie von bestimmten Lebensmitteln wie Kohlenhydraten oder Süßem angezogen werden, was in ihrer Kapha-Phase völlig normal ist. Lass sie in gewissem Maße ihren Vorlieben folgen, denn das fördert ihre intuitive Ernährung. Natürlich solltest du ein Auge darauf haben, denn unsere moderne Gesellschaft hat oft eine verzerrte Vorstellung von gesunder Ernährung, die nicht immer im Einklang mit der Natur steht. Trotzdem haben Kinder einen ganz anderen Zellstoffwechsel als Erwachsene, und es ist wichtig, ihnen Raum zu geben, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und darauf zu hören.
Letztlich geht es darum, die Balance zu finden – mit Flexibilität und ohne Druck. So bleibt das Essen gesund und jeder fühlt sich wohl.
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